Tourismuswelt

Kommentar Die Abkehr von Trevi und den Ramblas

Gregor Waser

Das Attentat vom 22. März wird Auswirkungen auf das künftige Reiseverhalten haben.

Mit den Ostern geht die Städtereisen-Saison los. Viele haben ihren Trip nach London, Barcelona oder Rom schon gebucht und lassen sich von den schrecklichen Anschlägen in Brüssel nicht abhalten, eine europäische Metropole zu besuchen — auch im Wissen, dass Sicherheitsbemühungen intensiviert werden. Das unbeschwerte Gefühl am Trafalgar Square, auf den Ramblas oder bei der Fontana di Trevi, mitten im Touristengedränge, wird aber nicht mehr das selbe sein. Ein latentes Gefühl der Gefahr dürfte mitschwingen.

Die Anschläge von Paris, Istanbul und Brüssel haben gezeigt, dass Terroristen Orte mit grossen Menschenansammlungen im Visier haben. Die Pariser Anschläge richteten sich gegen den westlichen Lifestyle, in einer Konzerthalle, in einem Café, vor einem Fussball-Stadion. In Istanbul erfolgten die Detonationen vor Sehenswürdigkeiten und in einer Einkaufsstrasse, in Brüssel in der U-Bahn und am Flughafen.

Mit welchen Auswirkungen ist nun zu rechnen? Für Städteziele? Für Grossveranstaltungen, etwa die Fussball-EM in Frankreich oder die Vielzahl an Openair-Konzerten im Sommer? Es kann dazu führen, dass die Menschen die grossen Ansammlungen meiden und auf Alternativen ausweichen.

Ostfriesland, Azoren und Toggenburg werden auf Kosten der Zentrumsziele zulegen.

Abseits der Hauptstädte werden Zweitstädte an Wichtigkeit gewinnen. Graz, Newcastle und Vigo — statt Rom, Paris und London. Absehbar ist auch der verstärkte Fokus auf die Natur — Berge, Seen, Sport. Viele werden sich sagen, bloss weg von den Menschenmengen, von U-Bahnen und Zentren.

Absehbar ebenso: wir werden auf Reisen und in Städten komplett und totalitär überwacht. So, dass das Reisen an Leichtigkeit verliert. Intensivere Kontrollen, längere Wartezeiten wird es geben. Die Terrorpräventionsmassnahmen, die auf uns warten, werden das Reisen verändern.

Für die Tourismusindustrie sind das nicht nur schlechte Nachrichten. Reiselust und Reisebudgets sind unverändert gross. Reisende sind zunehmend abgehärtet und akzeptieren diese schlimmen Ereignisse als Teil der heutigen Zeit. Doch bei der Wahl der Ziele dürfte es künftig zu einer neuen Beurteilung kommen. Ostfriesland, die Azoren und das Toggenburg werden auf Kosten der Zentrumsziele zulegen.